„Reis ist Gemüse!“: Zarbex gegen den Chat und die KI

Wenn der Blick auf den Wikipedia-Artikel schon zu viel Aufwand ist...

Zarbex Reis ist getreide
Im Moment der bitteren Erkenntnis steht dem Influencer der Schreck ins Gesicht geschrieben | © Kabel Eins, Zarbex

Wenn man bedenkt, wie häufig Twitch-Streamer in ihrem Arbeitsalltag vor laufender Kamera essen, ist es eigentlich fast schon überraschend, wie regelmäßig sie dabei ihre mangelnde Expertise im Bereich Ernährungswissenschaften zur Schau stellen.

Abgesehen von Fällen, in denen etwa vergessen wurde, Tiefkühlgerichte vor dem Verzehr aufzuwärmen, kann es auch schon allein bei der mündlichen Erörterung von kulinarischen Feinheiten zu peinlichen Situationen kommen – besonders, wenn als Experte ein KI-gestütztes Sprachmodell konsultiert wird.

Eine Geschichte der KI-Abhängigkeit

Der ehemalige TikTok-Influencer und inzwischen für seine Gaming-Streams bekannte Zarbex ist über die letzten Monate bereits vermehrt für seine besondere Beziehung zum Chatbot ChatGPT aufgefallen. Die im November 2022 veröffentlichte Software ermöglicht es Nutzern, auf der Basis eigener Texteingaben eine Antwort zu erhalten, welche aus Wortreihenfolgen besteht, von denen das Modell auf der Basis unzähliger vorher eingescannter Textdokumente ausgeht, dass sie den Nutzer zufriedenstellen wird.

Ebendiese Zufriedenheit dürfte bei Zarbex kaum gegeben sein, nachdem er – ausgehend von der unschuldig-schwärmerischen Aussage „Reis ist auch eigentlich so ein geiles Gemüse...“ als Reaktion auf den Inhalt von Staffel 18, Folge 7 der Doku-Soap Rosins Restaurants – von seinen Zuschauern im Livechat korrigiert wurde und daraufhin argumentativ bei dem KI-Sprachmodell Zuflucht suchte (eine für Twitch-Streamer nicht unübliche Praxis), indem er per Diktierfunktion eine passende Suggestivfrage an das OpenAI-Produkt richtete.

Nach einer anfänglichen Antwort, welche den Nebensatz „und ja, Reis ist auf jeden Fall Gemüse“ beinhaltete, gab sich der Streamer zunächst siegessicher. Als er darauf jedoch gegenüber der Software mit seinem genialen rhetorischen Schachzug prahlen wollte, generierte das Programm spontan eine neue Wortreihenfolge, welche Zarbex seinen Triumph wieder absprach:

„Also ganz formal gesprochen muss man deinen Chat wohl ein Bisschen in Schutz nehmen: Reis ist eigentlich ein Getreide und gehört damit nicht zum Gemüse... Aber hey: Wenn wir sonntags mal kreativ werden wollen, können wir ja so tun, als wäre Reis auch einfach eine exotische Gemüseart.“

Ein weit verbreiteter Irrtum

Die darauffolgende zutiefst konsternierte Reaktion des Streamers („Digga, bist du dumm?“) entsprang zum Einen sicherlich dem gebrochenen Vertrauen, welches er in einer parasozialen Beziehung dem in seinen Inhalten überdurchschnittlich häufig genutzten Programm entgegen gebracht hatte. Zuvor bat er das System im gleichen Stream vom 21. September 2025 – trotz offensichtlichen Interessenkonflikts – sogar direkt um finanzielle Beratung:

„Ey, ChatGPT: Ich hab' heute mal meine Abos durchgeguckt und ich hab' die Premium-Version von dir und die kostet 24 Euro oder so. Das ist viel zu teuer, wie machen wir's?“

Andererseits muss man zur Verteidigung des Gaming-Influencers hinzufügen, dass die Fehlannahme, Reis sei ein Gemüse, recht weit verbreitet ist. Die im Anbau von Reis vebrauchte hohe Wassermenge gleicht eher verschiedenen Gemüsearten als den hierzulande verbreiteten Getreidesorten, darüber hinaus wird es in vielen Gerichten analog zu Gemüse als Beilage verwendet.

Botanisch ist jedoch festzustellen, dass Reis ein sogenanntes Süßgras ist; eine Familie, der unter anderem auch typische Getreidesorten wie Weizen, Roggen, Hirse und Mais angehören. Dementsprechend wird Reis vom menschlichen Körper anders als Gemüse verwertet, da er vor allem Kohlenhydrate in Form von Stärke und relativ wenig Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe enthält, während Gemüse vergleichsweise nährstoff- und ballaststoffreich, aber kohlenhydratarm ist.

Vor allem für weit verbreitete Irrtümer wie diesen sind KI-gestützte Sprachmodelle besonders anfällig, da diese nur mit extrem großen Massen an Trainingsdaten funktionieren können, weswegen die Programmierer auch auf nicht-akademische, dafür frei zugängliche Quellen wie Social-Media- oder Blog-Beiträge zurückgreifen müssen, auf denen dann die Ergebnisse der Chatbots beruhen. Für Antworten auf besonders kontroverse oder häufig missverständliche Fragen sollte also auf den Nutzen von KI-Apps wie ChatGPT verzichtet werden.

Adrian Gerlach

Adrian ist fasziniert von Games aller Alters- und Qualitätsklassen. Zeitmangel bereitet ihm diese Interessensvielfalt trotzdem nicht; man kann ja im Schlaf weiter träumen....