Wir werfen einen Blick hinter den Paulaner Garten und fragen, ob wir noch Pepps haben. Gar keine mehr? Gar nix?!

Woran hat es jelegen? Was ist mit Karsten los? Haben wir noch Pepps? Die Welt der Memes ist eine Welt der unbeantworteten Fragen. Zeit, einige davon zu erklären!Denn auch wenn wir direkt wissen, was man uns sagen will, wenn „Forza fertig runtergeladen“ ist oder jemand „Alaaarm“ schlägt, was genau hinter diesen Memes steckt, ist nicht immer klar. Darum ist es an der Zeit, einen Blick hinter den Paulaner Garten zu werfen und die Ursprünge der beliebtesten deutschen Memes zu erkunden.
Haben wir noch Pepps?
Es gibt sie, die ganz großen Fragen, die die Menschheit auf ewig beschäftigen werden: Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Was ist der Sinn des Lebens? Und natürlich: „Haben wir noch Pepps?“
Wann und von wem diese letzte, wichtige Frage zum allerersten Mal gestellt wurde, kann natürlich niemand sagen, dass sie aber, gestellt von einer ganz bestimmten Person so oft wie niemals davor oder danach erhört wurde, sehr wohl: Denn mehr als 7,6 Millionen Mal wurde der Clip abgespielt, der 2013 ins Internet geladen und umgehend zum absoluten Meme geworden ist.
Ein sichtlich verwirrter junger Mann blickt auf eine, von violettem Gras umsäumte Straße. „Was geht denn da ab, jetzt?“, fragt er und als er in der Ferne ein Auto mit Blaulicht erkennt, stellt er fest: „Sch****, die Bullen!“ [Lautes Fluchen] Als er sich dann zur Kamera umdreht, stellt er die Frage aller Fragen:
Haben wir noch Pepps dabei? Ham wir die noch? Keins mehr? Gar nix mehr? Gar keine mehr? Gar kein Pepps mehr? Zwei noch?
Mit fachmännischem Blick sieht er sich die Polizeikontrolle in der Ferne an und stellt fest: „Boah, die werden jetzt ultra-mäßig gef****, ja? Sieht man auch nicht allen Tagen.“ Woher seine Expertise kommt? Sein Cousin hat oft mit der Polizei zu tun – privat aber! Denn ganz so lustig ist das alles nicht. „Wer einen Smiley zu viel macht, der hat irgendwann auch nix mehr zu lachen.“
Im weiteren Verlauf des knapp anderthalbminütigen Clips, wird erneut geragt, wie es um den aktuellen Pepps-Vorrat stünde, wird erklärt, dass der Dritte im Bunde kein Deutsch spräche, aber auch „ein bisschen ein Otto“ geworden sei.
Warum dieses eigentlich so unscheinbar wirkende Video den Erfolg erzielte, den es erzielte und damit zu einem der bekanntesten Deutschen Memes wurde, liegt auf der Hand: Die Absurdität des Moments, die verpeilt-sympathischen und sympathisch verpeilten Figuren, ihre Sprache und ihr Verhalten gepaart mit bestens zitierbaren Sprüchen ist wie gemacht dafür, im Kopf hängenzubleiben (was allemal besser ist, als auf Pepps klebenzubleiben).
Einer der wohl wichtigsten Faktoren ist allerdings das schauspielerische Talent der Hauptfigur: Denn der Clip ist tatsächlich gestellt und Teil einer Serie mit zwei Staffeln und insgesamt 59 Videos.
Niemand hatte Pepps – gar keine!
Niemand war high und Pepp – also Speedreste – gab es erst recht keine. Das zumindest behauptet Moritz Erian.
Der muss es wissen, schließlich ist er der Kopf hinter HWNP (also „Haben wir noch Pepps“) und auch der Typ hinter der Kamera. Vor der Kamera, das sind Thomas und Andre, Freunde von Moritz, die gemeinsam mit ihm auf einer Arbeitsreise unterwegs waren, während welcher der legendäre Clip entstand.
Gemeinsam sind die drei 2011 von Köln nach Barcelona zu einem Fotoshooting gefahren. An einer Raststätte in Frankreich verschwanden Thomas und Andre auf Toilette und als sie zurückkehrten, hatte Moritz seine neue Kompaktkamera ausgepackt.
Was dann passierte, war spontan, improvisiert und absolut memeträchtig – im Grunde genau so, wie bei der Entstehung des Jürgen Hurensson-Memes.
Während der gesamten Reise entstand so eine Serie von 26 Videos, die das Wiedersehen zweier alter Freunde erzählen sollte, die gemeinsam mit einem Anhalter nach Barcelona wollen und dabei nichts anderes im Kopf haben als die Suche nach Spaß und guter Laune – und neuen Pepps, versteht sich.
Tatsächlich dauerte es fast 2 Jahre vom Drehen der Videos bis Moritz mit dem Schneiden und Hochladen fertig war und eine irre Erfolgsgeschichte seinen Lauf nehmen konnte.
Die gesamte Reihe ist voll von skurillen Momenten und Sprüchen darüber, dass Hauptfigur Thomas Dinge „üüübel“ oder „läpsch“ findet, ihm Dinge „in den Knochemarkt reingehen“ oder er über einen „Zwergemann“ mit „Boxfäusten“ im Inneren eines Massagesessels philosophiert – warum also ausgerechnet die 24. Folge mit dem Titel Smiley dermaßen gut im Internet ankam, ist Moritz genauso ein Rätsel, wie das die Serie überhaupt solchen Anklang fand.
Kein Plan … und dennoch viral gegangen
Gut möglich, dass es einfach am Gesamtpaket an der amüsanten Darstellung einer drogenbehafteten Partyszene und ihrer Bewohner liegt, auch wenn Moritz beteuert, dass es sich um keine Parodie handele und sie sich über niemanden direkt lustig machen wollten.
„Als wir mit 19 oder so abgehangen sind, haben wir eben so geredet wie der Typ in der Serie“, erklärt er in einem Interview mit der Vice, „Wir nehmen selbst keine Drogen, aber wer in der Stadt unterwegs ist, trifft natürlich immer mal solche verpeilten Vögel“.
Thomas, quasi das Gesicht von „Haben wir noch Pepps“ spielt den verpeilten Vogel übrigens so gut, ohne je eine Schauspielausbildung gehabt zu haben, denn in Wahrheit ist er Pflegekraft in der Gerontopsychiatrie ud hat eigentlich auch gar keinen Cousin, der mit der Polizei zu tun hatte – noch nicht einmal privat.
So wie mit den allermeisten Memes kann solcher Erfolg also selten geplant werden. Hinter den bekanntesten Bildern und Clips steht meist weder Kalkül noch die Absicht, viral zu gehen. Manchmal reichen drei Freunde, eine Kompaktkamera und keine Pepps – gar keine mehr.
Noch mehr G'schichten von hinterm Paulaner Garten
Bevor dir auf der nächsten Party der (Rede-)Stoff ausgeht und du wie "ein bisschen ein Otto" wirkst, erzähl deinen Gästen doch auch von den Hintergründen anderer deutscher Memes, wie etwa, dass dem "I daut it"-Typ eine App gehört, die "wie Shazam für Kunst" funktioniert, wie es dazu kam, dass Moneyboy "einfach Orangensaft" verkauft hat und warum für Walter Frosch, den Fußballspieler mit den Zijaretten im Strumpf das DFB-Reglement angepasst werden musste.