Wir werfen einen Blick hinter den Paulaner Garten, auf deutschsprachige Memes und stellen fest, dass wir das alles nicht mehr aushalten.

Woran hat es jelegen? Was ist mit Karsten los? Haben wir noch Pepps? Die Welt der Memes ist eine Welt der unbeantworteten Fragen. Zeit, einige davon zu erklären!Denn auch wenn wir direkt wissen, was man uns sagen will, wenn „Forza fertig runtergeladen“ ist oder jemand „Alaaarm“ schlägt, was genau hinter diesen Memes steckt, ist nicht immer klar. Darum ist es an der Zeit, einen Blick hinter den Paulaner Garten zu werfen und die Ursprünge der beliebtesten deutschen Memes zu erkunden.
Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr
Moment … ein machthungriger Österreicher, hatten wir den nicht schon? Ach so, war ein anderer … egal, ich will eh nicht mehr.
Generell ein Satz, der uns allen zu bestimmten Zeitpunkten aus der Seele spricht. Ob es um absurde TikTok-Trends oder das große Weltgeschehen geht:
Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr. Ich halte das alles nicht mehr aus.
Genau deswegen kommt der Clip so häufig zum Einsatz und wird der Sound auf die unterschiedlichsten Themen der deutschsprachigen Internetgesellschaft gemünzt.
Videos mit Titeln wie „Ich im Matheunterricht“, „Wenn nur Kids in der Fortnite-Lobby warten“ oder „Wenn alles im obersten Regal steht, du aber nur 1,50 groß bist“ werden unter demselben Zitat versammelt und drücken aus, wie Menschen in und aus den unterschiedlichsten Situationen heraus ihren Tiefpunkt erreicht haben.
Leute filmen sich im Kundenservicegespräch (durchaus auf beiden Enden der Leitung), präsentieren ihren glitchenden Videospielcharakter, der das Game unspielbar macht oder zeigen ihre Hauskatze dabei, wie sie vom Katzenspielzeug immer wieder einen Federpuschel auf die Nase bekommt und verzweifelt in die Kamera blinzelt und alle sind der Meinung: Ich halte das alles nicht mehr aus.
Dass das Video irgendwo uns alle anspricht, macht sich auch in den Klickzahlen bemerkbar: Uploads davon können teilweise Viewzahlen in Millionenhöhe vorweisen, der Sound auf TikTok ist in hunderten von Videos zu hören.
Das Besondere des Clips macht dabei aber nicht einfach nur aus, was gesagt wird, sondern vor allem, WIE es gesagt wird. Die fast emotionslose Art, in welcher diese eigentlich von Verzweiflung strotzende Aussage vorgetragen wird, lässt die Sätze so witzig erscheinen und macht sie gleichzeitig so passend für die alltäglichsten Momente – dabei stammt der Clip aus einer alles andere als alltäglichen Phase der Weltgeschichte.
Sebastian Kurz hält’s nicht mehr aus
Die Covid-19 Pandemie hat die Welt verändert. Nicht nur, was Gesundheits- und Hygienevorschriften angeht, auch das Handeln, Denken und Fühlen der Menschen überall. Es gab jene, die in große Panik verfielen und vor jedem Lockdown in Hamsterkäufen Toilettenpapier und Orangensaft bunkerten, es gab jene, die aus ihrer Verzweiflung in stumpfe Schwurbelei übergingen und jene, denen alles irgendwann einfach zu viel wurde.
Als Sebastian Kurz, der damalige österreichische Bundeskanzler, am 31. Oktober 2020 vor die ORF-Kamera trat, um den zweiten Lockdown zu verkünden, waren es all diese Wirren, die er in seiner Erklärung vereinte und dabei die Stimmung der Menschen aufgriff.
Neben der Apelle, die er an die Bevölkerung richtete, sich vernünftig zu zeigen, sich an die Vorgaben und Corona-Regeln zu halten und sich im besten Fall auch impfen zu lassen, richtete er auch Worte des Verständnisses an die Kritiker seiner und der allgemeinen Corona-Politik.
Ihm sei bewusst, welche große Mühen all dies für viele bedeute, dass die Situation für Einsamkeit und Entschleunigung sorge, Sorgen und Ängste hervorlocke, aber auch Zusammenhalt und Verständnis fördere.
Nach den ersten 5 Minuten seiner Rede, fallen dann memewürdigen Sätze:
Und wenn Sie jetzt gerade zuschauen und sich denken: “Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr. Ich halte das alles nicht mehr aus.” Dann kann ich nur sagen, ich verstehe Sie. Auch für mich ist es nicht angenehm, stets eine Maske zu tragen. Auch für mich ist es schwer, Freunde und Verwandte nicht zu besuchen. Und auch für mich ist es ein Verzicht, nicht das eine oder andere Mal nach der Arbeit Freunde zu treffen.
Dass Kurz in seinem normalen, trockenen Rede-Duktus die Worte verzweifelter Bürger zitiert, erscheint so erstmal wenig spektakulär und ich Kontext der bedrückenden Situation auch nicht wirklich unterhaltsam – wird, aus dem Kontext gerissen, aber zur perfekten Vorlage, für jegliche Themen, die Menschen zuwider sind, nervig erscheinen oder ihren Alltag in sonst einer Weise stören.
Noch mehr G'schichten
Inzwischen gibt es längst keinen Lockdown mehr und wir alle können uns schon seit Jahren wieder unbesorgt mit Freunden treffen. Und wenn ihr beim nächsten Zusammensein mit euren Liebsten mit eurem Meme-Wissen glänzen wollt, haben wir hier noch einige weitere G’schichten hinterm Paulaner Garten: Wusstet ihr etwa das und warum Ina Müller einen Gast ihrer Show im NDR als "Hurensson" bezeichnete? Das es ein Happy End bei ADHS-Luka gab, der von einer 1 Meter 50 hohen Kante geschubst wurde? Oder wie eine nicht genormte Treppe in Lissabon zu einem deutschlandweiten Meme werden konnte?